… der nächste Morgen. vor dem ausgezeichneten Frühstück bei Frau Brogmus, noch schnell einen kurzen Rundgang durch und rund um die Backenswarft. Er ließ auf der wunderbaren, windigen Hallig Hooge die Vorfreude auf kommende Erlebnisse und Begegnungen aufkommen. Die Hallig Hooge schien ein weiteres Spotlight zu werden, wie ich es schon einmal in meinem Buch Hafen-Graffiti beschrieben hatte: Vielleicht waren es gerade diese Schilderungen, die meine Lust nach Seefahrt und Erfahrungen mit fremden Ländern, Erinnerungen als etwas begreifen ließen, was mehr als nur eine unzusammenhängende Ansammlung beliebiger Episoden ist. Vielmehr empfinde ich Erinnerungen als Spotlights, die sich dicht an dicht wie Austern auf einer Austernbank durch mein Leben ziehen. Öffnet man die Schalen, werden die Erinnerungen wie schöne Perlen sichtbar.
Dies ging mir beim Betreten der Hallig Hooge so und es ist lebendig, trotzdem der Urlaub auf der Hallig Hooge schon einige Zeit hinter mir liegt.
Ich radelte vorbei an der schönen Kirchwarft, entlang des kleinen Yachhafens - Wehmut nach der Swan of Bonn, meiner Heimat für 18 Jahre, wird wach - ohne menschliche Begegnung, fahre ich über den Damm der romantischen Ockenswarft entgegen.
Pause mache ich nur, wenn ich im Watt die zahlreichen Wasservögel beobachten will, oder ein weißes Schiff am Horizont vorüberzieht. Ein kurzes Bad in den kalten, erfrischenden Fluten macht mich hellwach.
Auf der Terrasse eines der vier Ried gedeckten Häuser sitzt ein älteres Ehepaar.
Freundlich öffnen sie mir die Terrassentür. Auf meine Frage, ob ich mir die von ihnen empfohlene Ferienwohnung einmal ansehen könne, fragte der freundliche ältere Herr: was ich denn sehen wolle, ob man fließend Wasser habe, oder ob alles sauber sei.
Oho, dachte ich, mit welchen Fragen werden die Einheimischen hier von den Touristen konfrontiert. Dazu passt die Geschichte der Kutscherin, die hinter sich hörte, wie ein Kutschgast den anderen fragte: meinst Du, die lernen hier auf der Hallig Hooge lesen und schreiben? Tagestouristen sind nicht immer ein Segen. Aber ohne Tagestourismus würde ich nicht die vier Restaurants kennen gelernt haben. Wenn man tagsüber das Bermudadreieck meidet, hat man die Hallig Hooge fast für sich alleine.
Wer, wie ich, kontaktfreudig ist, lernt schnell die liebenswerten, hilfsbereiten und auch die verschlossenen Menschen, ihre Nöte und Streitigkeiten kennen. Hanna Diedrichsen von der Backenswarft ertrug geduldig und unentgeltlich meine tägliche Laptop-Stunde in ihrem Büro und ihr Ehemann macht sich trotz mancher Widerstände - über den Tellerrand vorausschauend - um die touristische Internet-Erschließung der Hallig Hooge verdient.
Ich konnte aber auch gut damit leben, dass abends bekannt war, wo ich tagsüber mit wem über was gesprochen habe. Aber wie hätte ich auch sonst Maler, Museumsbetreiber, Umweltschützer, Regattasegler und Segelclub-Vorsitzende in so kurzer Zeit kennen lernen können. Der Urlaub auf der Hallig Hooge hat in meiner Perlensammlung einen Platz gefunden und vielleicht treffe ich Sie dort im nächsten Jahr und wir plaudern über ...
www.orth-haus.com
Peter J. Orth
